Warum ich Cesar Millan den "Hundeflüsterer" nicht mag
Cesar Millan ist derzeit wohl der populärste Hundetrainer, dessen TV-Serie „Der Hundeflüsterer“ und seine Bücher „Du bist der Rudelführer“ und
„Tipps vom Hundeflüsterer“ weltweit bekannt sind.
Allerdings stehen Millan auch sehr viele Kritiker gegenüber, darunter Berufsverbände wie der IBH und der BHV, Verhaltensbiologen und - psychologen
wie z.B. die IAABC und die ACVB, Kynologen und Tierschutzorganisationen wie die American Humane Assoc, CumCane familiari, TIR Schweiz und SOS
Listenhunde Schweiz, Vier Pfoten Österreich.
Warum werden Cesar Millans Trainingsmethoden als tierschutzrelevant kritisiert?
Millan benutzt beim Training mit Hunden Starkzwangmittel wie Stachelhalsbänder, Stromreizgeräte und Würgeschlingen und wendet körperliche Gewalt wie
Würgen, Strangulieren, Leinenruck und Treten an. Doch fügt er den Hunden nicht nur physische Schmerzen zu, vielmehr können solche Erziehungsmaßnahmen
auch zu massiven psychischen Problemen führen, diese sind dabei gefährlich für Mensch und Tier.
Nicht selten wandeln sich Hunde, denen solche Trainingsmaßnahmen widerfahren sind, zu tickenden Zeitbomben. Als Folgen solcher aversiver
Trainingsmethoden zählen gesteigerte Aggressionen, Depressionen, die „erlernte Hilflosigkeit“ (ein Zustand, den Millan fälschlicherweise als
„Entspannung“ deutet) oder schlichtweg ein traumatisierter, gebrochener Hund.
Die genannten aversiven Ausbildungsmethoden verstoßen damit eindeutig gegen das Deutsche Tierschutzgesetz (s. TierSchG §1; §2, Satz 2; §3, Satz 1b,
5, 11).
Millans Trainingsweise basiert auf längst widerlegte „Rudelführertheorien“. Entgegen neueren, wissenschaftlich belegten Erkenntnissen zum Thema
Rudelverhalten bei Wölfen, empfiehlt er Hundebesitzern, ihren Tieren als Rudelführer zu begegnen und sie in der Rolle des Alphatieres zu dominieren.
Hierfür wendet er sehr häufig die sogenannte Alpharolle (den Hund auf den Rücken drehen) an. Auch diese Methode ist völlig veraltet und kann dem
verunsicherten Hund den Beginn eines Ernstkampfes vermitteln.
Die Hunde, die Millan in seinen Shows angeblich rehabilitiert oder resozialisiert sind keineswegs nur aggressive, von anderen Hundetrainern aufgegebene
Hunde. Meist handelt es sich um ängstliche, verunsicherte, frustrierte, unterforderte, ja teils sogar misshandelte Hunde oder Hunde mit häufig
auftretenden Verhaltensauffälligkeiten wie z.B. Ressourcenverteidigung oder Leinenaggression. Körperliche Schmerzen oder sonstige gesundheitliche
Einschränkungen (z.B. Bandscheibenvorfall, Schilddrüsenunterfunktion) werden nicht vorab geprüft oder ausgeschlossen. Erschreckend oft muss man
beobachten, dass Millan die Körpersprache der Hunde gänzlich missachtet und/oder deutliche Zeichen wie die „calming signals“ (Beschwichtigungssignale)
fehl deutet.
Das PR-Produkt Cesar Millan ist keinesfalls ein professioneller Hundetrainer, sondern vielmehr ein ehemaliger Hundeausführer, der keine entsprechende
Ausbildung oder Studium absolviert hat, sondern seine Erkenntnisse lediglich auf Beobachtungen und Erfahrungen mit Hunden aus seiner Kindheit aufgebaut
hat und auch anerkannte wissenschaftliche Studien ignoriert.
Professionelle Hundetrainer und zigtausende Hundehalter, die belohnungsbasierte Trainingsmethoden wie die positive Verstärkung bei ihren Schützlingen
anwenden, erzielen nicht nur langfristig bessere Erfolge, sondern stärken gleichzeitig die Hund-Mensch-Bindung, das Vertrauensverhältnis. Mit
gewaltfreien Erziehungsweisen werden hervorragende Ergebnisse auch bei verhaltensauffälligen Hunden erzielt, denn es werden nicht die Symptome
unterdrückt, sondern die Ursache erforscht und entsprechend abgebaut.
Anke M. Hofer
25.05.2014
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